Es herrscht Ruhe auf den Feldern einige Kilometer nordöstlich der togolesischen Kleinstadt Kpalimé. Es ist Ende Mai, die kleine Regenzeit neigt sich dem Ende. Für die Feldarbeiter*innen bedeutet dies: Es steht viel Arbeit an.

Arbeit, die sie zu fairen Bedingungen machen. Denn darum geht es beim Projekt Mapto von Brücke Le Pont: Die Feldarbeit in Togo aufzuwerten. Durch mehr Professionalisierung, mehr Anerkennung – und letztlich weniger Ausbeutung.

Metall auf Erde

Nach 45 Minuten Fahrtzeit mit einem Pickup – mit einem normalen Personenwagen wäre die Anreise auf den löchrigen Feldwegen nicht möglich gewesen – sehen wir Dadaouinam Atanase. Als Präsident der Kooperative Presa ist er eine wichtige Figur des Projekts. Nach der Begrüssung führt er mit grünen Stiefeln und oranger Leuchtweste zum 1,5 Hektar grossen Maisfeld, auf dem die Kooperative an diesem Nachmittag arbeitet.

Schnell merkt man: allein würde man sich hier wohl verlieren. Doch Dadaouinam Atanase scheint jeden Grashalm, jeden Strauch und jeden Stein zu kennen. Und so stehen wir nach einigen Minuten vor rund einem Dutzend Feldarbeitern, die emsig mit Hacken den Boden eines Maisfelds bearbeiten. «Voilà», sagt er.

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Dem Projektteilnehmer Jacques Kodjo gefällt die Arbeit mit seinen Kolleg*innen.

Die Männer arbeiten schweigsam, nur das Hacken von Metall auf Erde und Stein ist zu hören. Gebückt zwischen den hüfthohen Maisstängeln arbeiten sie versteckt. Ein paar Bäume bieten Schatten; dort suchen die Arbeiter Schutz vor der starken Sonne, sollten sie eine Pause einlegen. Es ist heiss, die Luftfeuchtigkeit hoch.

«Ich konnte mich in einem Ausbildungszentrum anmelden. Die Schulungen helfen mir sehr.»

Jacques Kodjo, Projektteilnehmer

Und die Arbeit auf dem Feld hart. Das weiss auch Ndala Bouabalo. Und doch sagt der 28-jährige Projektteilnehmer: «Früher war ich nicht erwerbstätig. Nun kann ich mit meiner Arbeit meine Familie ernähren, meine Kinder können zur Schule.» Zusammen mit seinen Mitarbeitern aus der Presa-Kooperative erfüllt Ndala Bouabalo Leistungsverträge, ist so rechtlich abgesichert und erhält einen Lohn, der seine Familie aus der Armut führt.

Die Landflucht eindämmen

Im Kern ist es das, was Mapto ermöglicht: Rechtssicherheit, bessere Arbeitsbedingungen – und Perspektiven. Direkt für die Landarbeiter*innen. Indirekt für ihre Familien, indem beispielsweise ihre Kinder zur Schule können. Bevor Brücke Le Pont das Projekt vor zwei Jahren zusammen mit der gleichnamigen Gewerkschaft lanciert hat, hatten es die Landarbeiter*innen nämlich ungleich schwerer.

Das tiefe Ansehen des Berufs und die schlechte Organisation der Arbeiter*innen führten oft dazu, dass die Menschen auf dem Feld ausgenutzt wurden – etwa, indem die Löhne nicht ausbezahlt wurden oder bei der Arbeit nicht wie vereinbart Wasser zur Verfügung gestellt wurde. Viele Betroffene haben aufgrund dieser prekären Situation das Land verlassen, gingen nach Burkina Faso oder Ghana – nur um in den Nachbarländern Togos festzustellen, dass die dortige Situation auf dem Feld nicht gross anders ist.

Ndala Bouabalo kennt diese Geschichten. Der zweifache Familienvater weiss auch: Die jungen Leute haben immer weniger Lust, auf dem Feld zu arbeiten. Sie wollen Anzug tragen und an einem Schreibtisch in der Stadt ihr Einkommen verdienen. Nicht so Jacques Kodjo. Der 23-Jährige habe vom Projekt in vielerlei Hinsicht profitiert, wie er selber im Schatten eines Baumes erzählt. «Ich konnte Geld sparen und mich deshalb in einem Ausbildungszentrum anmelden. Die Schulungen, beispielsweise über Praktiken zur Kompostherstellung, helfen mir sehr.»

Eigene Träume, eigene Pläne

Während die Sonne am Horizont langsam untergeht und das Ende des Arbeitstags einläutet, stellt man fest: Die Männer wirken zufrieden. Sie lachen, machen Witze. Und möchten in ihrer Arbeit besser werden, haben eigene Träume und Pläne. Schliesslich ist es ihr Projekt, ihr Leben und ihre Zukunft, die sich hier vor ihren Augen abspielen.

Auch Ndala Bouabalo sieht Raum nach oben. «Ich möchte mich betriebswirtschaftlich weiterbilden», sagt er. Jacques Kodjo nickt ihm zu. Tatsächlich ist dieser Punkt im Projekt zentral, denn die Mitarbeit in einer Kooperative wie Presa verlangt Wissen, wie man die erarbeiteten Ressourcen geschickt einsetzt. Welches Material will man beschaffen? Wie handelt man Preise mit den Landwirt*innen aus? Wie vertritt man geschlossen seine Interessen, damit die Kooperative die bestmögliche Verhandlungsposition behält? Es sind Fragen, die auch in Zukunft für die Feldarbeiter*innen von zentraler Bedeutung sein werden. Dass dafür ein Bewusstsein geschaffen wird, ist elementar.

Text: Nicole Bolliger