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Brücke Le Pont ist bereits seit den 1970er Jahren in Brasilien aktiv und hat ihr Landesprogramm seit 2010 auf den Bundesstaat Piauí im Nordosten des Landes konzentriert. Im Einklang mit der Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2021-2024 wurden dort in den vergangenen drei Jahren die Aktivitäten reduziert. Nun zieht sich Brücke Le Pont bis Ende 2024 vollständig aus Brasilien zurück.
Vor dem Ausstieg hat Brücke Le Pont zusammen mit den neun lokalen Partnerorganisationen in Piauí die Arbeit während den letzten 14 Jahren unter der Leitung einer externen Expert*innengruppe umfassend ausgewertet. Diese «Kapitalisierung von Erfahrungen» ist ein wichtiger Lernprozess und stärkt das Wissensmanagement aller Beteiligten und fliesst auch in die restlichen Programme ein.
Jugendliche in Brasilien sind überdurchschnittlich stark von der schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt betroffen. Fast die Hälfte von ihnen sind entweder arbeitslos, unterbeschäftigt oder haben ihre Arbeitssuche bereits aufgegeben. In diesem Kontext ist es deshalb wichtig, dass den Jugendlichen im Anschluss an eine Berufsbildung auch Unterstützung geboten wird bei der Stellensuche.
Die Kapitalisierung zeigte auf, dass der Aufbau von Netzwerken von Unternehmen, die Absolvent*innen der Berufsbildungsprojekte einstellen, eine erfolgreiche Strategie ist. Diese Unternehmen leisten zudem einen regelmässigen Beitrag, indem sie ihr Fachwissen für die Entwicklung von Lehrplänen bereitstellen oder Praktika für den Berufseinstieg anbieten. Die Kapitalisierung zeigte jedoch auch, dass das Potenzial für einen grösseren finanziellen Beitrag seitens der Unternehmen noch nicht ausgeschöpft ist.
Eine weitere Erfolgsstrategie ist die Stärkung von fachlichen Kompetenzen und sozialen Fähigkeiten. Diese einzigartige Kombination hebt die Teilnehmer*innen der Berufskurse der Projekte von Brücke Le Pont von anderen Stellensuchenden ab.
Um die Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern, arbeitet in jedem Projektteam eine Fachkraft, die einzig für die Arbeitsmarktintegration verantwortlich ist. Diese Person identifiziert Unternehmen, die freie Stellen zu besetzen haben, pflegt den Kontakt zu ihnen und ermöglicht den Austausch mit den Jugendlichen. Die Fachpersonen unterstützen die Jugendlichen bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt und informieren sie auch über ihre Arbeitsrechte. Sie verhandeln aber auch mit den zukünftigen Arbeitgebern über faire Arbeitsbedingungen.
Die Kapitalisierung kommt zudem zum Schluss, dass Brücke Le Pont Tausenden benachteiligten Jugendlichen eine hochwertige Berufsausbildung ermöglicht hat. Den meisten hat sich dadurch die Möglichkeit eröffnet, in den Arbeitsmarkt einzutreten und so ihr Einkommen, ihre Lebensqualität, ihr Selbstwertgefühl und ihre soziale Würde zu verbessern. Die Kapitalisierung zeigte auch, dass gerade die Berufsbildungsprojekte einen wichtigen Beitrag leisten für die Förderung der Chancengleichheit und der Gleichstellung von Frauen und Männern.
Jahrzehntelang hat das Landesprogramm Brasilien den Kampf gegen sämtliche Formen von Ausbeutung und Zwangsarbeit vorangetrieben, insbesondere in ländlichen Gebieten, mit Massnahmen zur Bekämpfung von Zwangsmigration und moderner Sklaverei. Piauí und Maranhão waren die Bundesstaaten, aus denen am meisten Menschen, die in die moderne Sklaverei gerieten, herkamen. Aufklärungs- und Denunziationskampagnen sowie gemeinsame Aktionen mit staatlichen Akteuren konnten diese Realität verändern.
Heute gehört Piauí nicht mehr zu den Regionen mit der grössten Verbreitung von moderner Sklaverei, das Problem bleibt aber weiterhin bestehen. Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Einführung eines Gütesiegel, mit dem Firmen ausgezeichnet werden, die sich an die Arbeitsrechte halten und ihren Angestellten faire Arbeitsbedingungen garantieren. Schon weit über hundert Unternehmen in Piauí sind überprüft und ausgezeichnet worden. Bald soll die Zertifizierung auch Firmen in anderen Regionen Brasiliens offenstehen, womit die Arbeit von Brücke Le Pont und ihren Partnerorganisationen weiterhin und weitherum wirken wird.