Brasilien durchlebt turbulente Zeiten. Seit Brücke Le Pont im grössten lateinamerikanischen Land tätig ist, nimmt der Druck auf die arbeitende Bevölkerung Schritt für Schritt zu. So haben wirtschaftsfreundliche Reformen regelmässig zur Aushöhlung des Arbeitsrechts geführt, die Arbeitsbedingungen werden prekärer. Dies hat Folgen: Viele Menschen drohen Opfer von moderner Sklaverei oder Ausbeutung zu werden; wenn sie es nicht bereits sind.

Dieser Missstand lässt sich weltweit – die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzte 2022, dass insgesamt rund 50 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei sind – aber auch im brasilianischen Bundesstaat Piauí beobachten. 98 Betriebe führen die dortigen Behörden auf der sogenannten «schwarzen Liste» auf; wer sich dort wiederfindet, wurde wegen Beschäftigung von Arbeiter*innen zu sklavenähnlichen Bedingungen angeklagt. Oft betrachten ausländische Firmen die wirtschaftsliberalen Regeln in Brasilien zudem als Einfallstor, massiv Rohstoffe abzubauen, ohne sich dabei um Umweltschutz oder Arbeitsrechte zu scheren.

Sensibilisierung, Bildung, Politberatung

Gegen die sklavenähnlichen Bedingungen hat Brücke Le Pont jahrelang angekämpft. Zusammen mit ihrer Partnerorganisation Comissão Pastoral da Terra des Bundesstaates Piauí (CPT-PI) hat man bis 2021 daran gearbeitet, Strukturen zu schaffen, welche Menschen vor diesen Rechtsbrüchen schützen – mit mehreren Ansätzen: Sensibilisierung, Bildung und Politberatung.

Und das erfolgreich. So können sich die Arbeiter*innen heute effektiver gegen Ausbeutung und moderne Sklaverei wehren, unter anderem, weil sie besser über ihre Rechte informiert sind. Zudem unterstützt CPT-PI Betroffene beim Gang vor Gericht. Auch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 2014 bis 2022 wurden 563 Menschen aus der modernen Sklaverei befreit, über 93'000 Personen zum Thema sensibilisiert.

Das Rüstzeug in der Hand

Strukturell hat das Projekt ebenfalls Wirkung erzielt. Kommissionen, Regionalkoordinationen und Freiwillige vernetzen sich, tauschen Wissen und Erfahrungen aus. Sie wissen nun, wie Projekte erfolgreich zu führen und die Finanzierung zu sichern ist. CPT-PI gibt sein Wissen ausserdem Lehrpersonen an staatlichen Schulen weiter, welche wiederum ihre Schüler*innen dazu unterrichten. Auch mit professionellen Kommunikationsmitteln klären Freiwillige über das Thema auf.

Der Kampf gegen moderne Sklaverei und Ausbeutung wird in Piauí wichtig bleiben. Doch die Menschen vor Ort haben das Rüstzeug, diesen auch nach dem Ausstieg von Brücke Le Pont aus Brasilien weiterzuführen. Weil die geschaffenen Strukturen nachhaltig sind.