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Wenn Elise Tama spricht, muss man ihr zuhören. Die energische Beninerin hat viel zu erzählen und weiss, wie sie ihr Gegenüber überzeugen kann. Dabei helfen ihr auch ihre 15 Jahre politische Erfahrung im Gemeinderat von Banikoara. Tama hat Karriere gemacht und wirkt doch auf dem Boden geblieben: Nach ihrem Jura-Studium in der Hauptstadt Cotonou, im Süden Benins, zog es sie in den ländlichen Norden zurück: «Ich hätte in der Stadt bleiben können, wie alle andern. Aber ich bin zurückgekehrt, um meinen Teil zur Entwicklung meiner Gemeinde beizutragen und die Frauen hier in ihrem Kampf um mehr Unabhängigkeit zu unterstützen.»
Tama arbeitete für verschiedene Nichtregierungsorganisationen zu Frauen- und Kinderfragen und merkte schnell, dass die Bedürfnisse der Frauen zu wenig ernst genommen werden. Sie beschloss, eine eigene Organisation zu gründen: Mit einem Duzend Mitstreiterinnen rief sie 2007 die Association des Femmes Vaillantes et Actives (AFVA) ins Leben – die «Organisation mutiger und aktiver Frauen». Seit Anfang 2021 arbeiten Brücke Le Pont und AFVA zusammen, um die Frauen im Karité-Sektor zu stärken. Tama freut sich sehr über diese Zusammenarbeit:
«Als ich erfuhr, dass Brücke Le Pont unseren Projektantrag genehmigt, habe ich die Frauen angerufen und gefeiert.»
Für das Projekt Karité
ist die Bekanntheit Tamas ein Bonus. Sie ist sehr gut vernetzt,
geniesst Ansehen und weiss sowohl mit den Projektteilnehmerinnen als
auch mit Gemeinde- und Behördenvertreter*innen umzugehen. Tama war die
erste Frau im Gemeinderat und wurde kürzlich zum dritten Mal in Folge
wiedergewählt: «Ich tauche nicht wie andere Politiker mit Geschenken
auf, um gewählt zu werden. Die Leute kennen mich und vertrauen mir.»
Für viele Frauen in der Region ist Tama ein Vorbild. Immer wieder hört sie: «Weisst du, Elise, ich will meine Tochter in die Schule schicken, damit sie so wird wie du!»
Viele Frauen in Benin und insbesondere jene im Norden sind stark von Männern abhängig: Sie besitzen meist kein eigenes Vermögen oder Land, sind nicht in den Bauernvereinigungen integriert und haben keinen direkten Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln. Tama und ihre Organisation leisten viel Sensibilisierungsarbeit, auch mit Männern:
«Wir müssen die Männer ins Boot holen, um wirklich etwas zu verändern.»
Gesprächsrunden mit den Männern gehören daher selbstverständlich zum Projekt dazu: «Wir sagen den Ehemännern etwa, wie wichtig ihr Beitrag für ihre Familien ist – und bitten sie dann mitzuhelfen, neue Karitébäume zu pflanzen. Das funktioniert sehr gut.»
Das ganze Projekt ist für Tama schon jetzt ein grosser Erfolg: Die Frauen konnten die Qualität ihrer Karitébutter innert kürzester Zeit verbessern und sind sehr motiviert, sich weiterzubilden. Tama macht es glücklich zu sehen, wie die Frauen mehr und mehr Selbstvertrauen gewinnen und stolz sind auf das Erreichte. Viele verkaufen nun ihre Produkte auf grösseren Märkten, vernetzen sich und sehen sich selbst als Akteurinnen des Wandels für ihre Familien und ihre Dörfer.
Tama zweifelt keinen Moment daran, dass die Frauen im Karité-Projekt gemeinsam die Kraft haben, ihr Leben und ihre Gemeinden zum Positiven zu verändern. Die ersten Projekterfolge bestätigen ihren Optimismus – und motivieren Teilnehmerinnen und Team dazu, das Projekt mit aller Kraft voranzutreiben. Das ist eine ihrer Stärken: Wenn Tama spricht, kann man nicht anders, als ihr zu glauben und Lust zu bekommen, mit ihr die Welt zu verändern.