Zu Beginn eine kühne Behauptung: Eigentlich sind Neoliberalismus und gute Entwicklungszusammenarbeit gar nicht so verschieden. Effizienzsteigerung, Synergieeffekte oder Marktchancen: alles Schlagworte, die zu beidem passen.

Nur: Während im Neoliberalismus eine «unsichtbare Hand» oft diejenigen bevor teilt, die schon haben, will Brücke Le Pont zusammen mit ihren Partnerorganisationen vor Ort genau das Gegenteil: den Markt so gestalten, dass er für die Ärmsten arbeitet. «Making Markets Work for the Poor» hiess dieser Ansatz früher. Heute: «Market Systems Development», kurz MSD.

Eigentlich Wirtschaftsförderung

Stöbert man in der MSD Fachliteratur, begegnen einem Termini wie «systemic change» oder «improve market access». Und vor allem: «reducing poverty». Denn das ist der Kern des Ansatzes. «Es geht darum, die Armut zu bekämpfen. Und zwar nachhaltig», sagt Nicole Bolliger, Programmverantwortliche Westafrika. Man könne es auch «eine Art der Wirtschaftsförderung nennen, die neben den wirtschaftlichen auch den sozialen und ökologischen Aspekten Rechnung trägt und auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten ist».

12 Karite Marktverkaeuferin

Teilnehmerinnen des Projekts Karité verkaufen ihre Produkte auf dem Markt.

Brücke Le Pont wendet den MSD-Ansatz vor allem in Togo und Benin an. Als Überbau für eine gesamte Projektphase bietet er von Anfang bis Schluss Orientierung für Entscheide. Zu Beginn kommt oft die grundlegende Frage auf, ob die armutsbetroffenen Projektteilnehmer*innen überhaupt Zugang zum Markt haben. «Ist dies nicht der Fall, muss dies ermöglicht werden – zu fairen Bedingungen», so Nicole Bolliger.

Fast schon ein Selbstläufer

Je weiter das Projekt voranschreitet, desto eher geht es darum, Marktstrukturen zu etablieren, die von allen Beteiligten getragen werden. «Wenn alle Akteur*innen vom Projekt profitieren, hat niemand ein Interesse daran, dieses abzubrechen», erklärt Nicole Bolliger. Kurz: Die Partikularinteressen spielen so zusammen, dass das Projekt zum Selbstläufer wird.

Neigt sich das Projekt schliesslich dem Ende entgegen, sollte sich die Frage, wer dieses übernimmt und weiterführt, entsprechend gar nicht stellen. «Es geht automatisch weiter – auch ohne Brücke Le Pont», fasst Nicole Bolliger zusammen. Weil ein Marktsystem geschaffen wurde, das die Armutsbekämpfung in sich verinnerlicht hat. Eine «unsichtbare Hand» der sozialen Art, sozusagen.

Text: Pascal Studer