Bereits die Auswirkungen der Coronapandemie und der Klimakrise haben zu einem weltweiten Anstieg von Hunger und Armut geführt. Der Krieg gegen die Ukraine brachte das Fass zum Überlaufen: Ausgefallene Getreideexporte verschärften in vielen afrikanischen Ländern die ohnehin prekäre Situation. Lebensmittel-, Energie- und Düngerpreise schnellten in die Höhe. Viele Menschen konnten sich schlicht kein Essen mehr leisten.

«Die Auswirkungen in Togo waren schwerwiegend», berichtet Tata Ametoenyenou, der Leiter von OADEL, einer der Partnerorganisationen von Brücke Le Pont: «Die Preise für Getreide stiegen enorm an. Mais zum Beispiel kostete plötzlich 25 Prozent mehr als zuvor. Für 50 Kilogramm Weizen bezahlten Bäckereien ab Mai 2022 gar 68 Prozent mehr.»

Hinzu kamen die Treibstoffpreise, die dreimal hintereinander in die Höhe schnellten, was wiederum zu hohen Preisanstiegen bei Grundnahrungsmitteln wie Öl, Milch und Teigwaren führte. «Viele Haushalte mussten die Anzahl Mahlzeiten pro Tag reduzieren; einige essen nur noch einmal täglich», erzählt Ametoenyenou. Ausserdem habe die Qualität der Ernährung gelitten: Wer sich eine Mahlzeit leisten könne, ernähre sich meist billig und unausgewogen.

Lokales Mehl statt Importe

Brücke Le Pont fördert mit ihren Projekten in Togo und Benin die Ernährungssicherheit und -souveränität. Der Fokus liegt auf der Stärkung lokaler Wertschöpfungsketten für Grundnahrungsmittel. Ziel ist, die Einkommen und Arbeitsbedingungen der beteiligten Personen zu verbessern und damit die Armut zu reduzieren. Gleichzeitig leisten viele der Projekte einen direkten Beitrag gegen Hunger und Mangelernährung.

Das Projekt Kponno in Togo ist ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen, der lokalen Partnerorganisation OADEL und den Behörden. Das Projekt fördert die Brotproduktion mit einheimischem Mehl aus Sorghumhirse, Soja und Maniok. Brot ist in Togo vor allem für armutsbetroffene Familien ein wichtiges Grundnahrungsmittel.

Die lokalen Zutaten sind nicht nur nährstoffreicher als der importierte Weizen, sie sorgen zudem für Einkommensmöglichkeiten für alle Berufsgruppen, die in die Produktionskette involviert sind. Letztes Jahr produzierten am Projekt beteiligte Kooperativen insgesamt 19'000 Kilogramm hochwertiges Mehl; die Produzent*innen, Bäckerinnen und Brotverkäuferinnen konnten ihre Einkommen markant verbessern.

Codibak-Mühle

Esso-Nana Samah und Essossolin Koudjoou, Mehl-Herstellerinnen aus der Kooperative Codibak, bereiten ihre Mühle vor, um Sojabohnen zu mahlen.

Kponno Brotlieferant

Der Brotlieferant Désiré Diwoudeffi präsentiert das Brot aus lokalem Soja-Mehl, das er bei den Bäckerinnen abholt und an Schul- und Bürokantinen liefert. Er gehört zu einer der vielen Berufsgruppen, die vom Projekt profitieren.

Das Projekt unterstützt die Projektteilnehmenden auch dabei, ihre Produkte und Dienstleistungen bekannter zu machen und neue Absatzmärkte zu finden: Letztes Jahr kamen beispielsweise Kindertagesstätten, Waisenheime und Lebensmittelgeschäfte als Brot-Abnehmerinnen dazu. Zudem trägt das Projekt mit Radio- und Videospots sowie diversen Anlässen dazu bei, die Brotsorten bekannt zu machen und die Bevölkerung für mehr lokalen Konsum zu sensibilisieren.

Hohes Interesse an neuer Weiterbildung

Als die Weizenpreise in die Höhe schnellten, traf das auch die konventionellen Bäckereien in Togo hart. Um den Anstieg der Lebensmittelpreise abzufedern und die Ärmsten zu unterstützen, intervenierte der Staat und deckelte unter anderem den Brotpreis. Für Bäckereien wurde es dadurch schwierig, rentabel Brot zu backen, wie Ametoenyenou erzählt: «Mehrere Bäckereien mussten schliessen. Andere verkleinerten ihre Brote, um über die Runden zu kommen.» Gleichzeitig wuchs das Interesse an lokalen Mehlsorten, um das Weizenmehl zu ersetzen.

Insofern kam das neuste Angebot im Projekt Kponno zu einem passenden Zeitpunkt: Im Herbst 2022 startete die neue, zweitägige Weiterbildung «Herstellung von Brot aus lokalen Mehlsorten». Sie ist staatlich anerkannt und ein Gemeinschaftsprojekt: Das Projektteam erarbeitete das Unterrichtsmaterial zusammen mit dem Dachverband der Bäcker*innen und dem nationalen Berufsbildungsministerium. Den Unterricht leiteten 24 erfahrene Bäcker*innen, zwei Drittel davon Frauen.

Die Weiterbildung wurde in 44 Gemeinden in unterschiedlichen Regionen Togos angeboten. Sie stiess auf so grosses Interesse, dass die Anzahl Ausbildungsplätze erhöht wurde: Statt der geplanten 400 nahmen 569 Bäcker*innen teil. Das Organisationsteam zog eine positive Bilanz und will nun dafür sorgen, dass das Modul fix in die togolesische Bäckerlehre integriert wird.

Bäckerei-Weiterbildung Bäckerei-Weiterbildung

Eine erfahrene Bäckerin erklärt Berufskolleginnen an der neuen Weiterbildung Rezepte und Verarbeitungstipps für Brote mit lokalen Mehlsorten.

Bäckerei-Weiterbildung Gruppe

Teilnehmende der Weiterbildung «Herstellung von Brot aus lokalen Mehlsorten» präsentieren die Brote mit Mehl aus Sorghum-Hirse, Maniok und Soja.

Der Krieg in der Ukraine hat nochmals verdeutlicht, wie wichtig lokale Ernährungssysteme sind. In Togo wächst entsprechend das Interesse an lokalen Lebensmitteln. Projekte wie Kponno stärken die beteiligten Berufsgruppen und leisten einen kleinen, aber wichtigen Beitrag, um die Ernährungssicherheit im Land nachhaltig zu verbessern.