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Viele Honduranerinnen aus armen Verhältnissen – dazu gehören laut dem honduranischen Statistikamt mehr als 40 Prozent der Familien – suchen aus Mangel an beruflichen Alternativen eine Arbeit als Hausangestellte. Rund 90'000 Frauen, die Mehrheit davon 15- bis 24-jährig, erhoffen sich von der Hausarbeit ein einigermassen sicheres Einkommen. Doch ihre Arbeitsbedingungen sind katastrophal: Sie habe oft keine Arbeitsverträge, erhalten keine Sozialleistungen und arbeiten im Durchschnitt fünfzehn Stunden pro Tag. Viele von ihnen sind zudem gewalttätigen und/oder sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Eine 2018 durchgeführte Studie ergab, dass 36 Prozent der Hausangestellten an ihrem Arbeitsplatz von irgendeiner Form von Gewalt oder Missbrauch betroffen sind. Durchschnittlich verdienen Hausangestellte 4000 Lempiras pro Monat, rund 151 Schweizer Franken. Das ist nicht einmal die Hälfte des honduranischen Mindestlohns.
Brücke Le Pont arbeitet mit dem honduranischen Frauenforschungszentrum CEM-H zusammen, um die Situation der Hausangestellten in Honduras zu verbessern. Seit 2017 sind verschiedene Berufskurse Teil des Projekts Trabajo Digno. Diese waren aber bisher nicht staatlich zertifiziert. So blieb es für Hausangestellte schwierig, bei ihren ArbeitgeberInnen eine faire Entschädigung auszuhandeln. Deswegen erarbeitete CEM-H 2019 gemeinsam mit der nationalen Kommission für non-formale Bildung CONEANFO einen anerkannten Diplomlehrgang.
Der neue Lehrgang dauert 150 Stunden, wovon ein Drittel theoretische und zwei Drittel praktische Ausbildung sind. Zu den behandelten Themen gehören Kochen und Essenszubereitung, Hausreinigung, die Betreuung von Kindern, SeniorInnen und Personen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten sowie Arbeitshygiene und -sicherheit.
2019 absolvierten 14 Hausangestellte in einem Probedurchgang die neu entwickelten Module und halfen mit konstruktiven Rückmeldungen bei deren Fertigstellung. Bis 2022 werden 60 Frauen (20 pro Jahr) den ersten Lehrgang dieser Art in Honduras abschliessen. Der Diplomlehrgang verleiht ihnen ein klareres Berufsprofil und erhöht ihre Chancen auf eine Arbeit in Würde. Die Hausangestellten können so ihre Position gegenüber ArbeitgeberInnen stärken und bessere Arbeitsbedingungen aushandeln.
Dieser Artikel ist im Jahresbericht 2019 (PDF) erschienen.