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Im westafrikanischen Benin hat es Tradition, dass sehr arme Familien Kinder zu Verwandten oder Pflegefamilien geben, damit sie dort die Schule besuchen können. Im Gegenzug helfen die Kinder, «Vidomegon» genannt, im Haushalt oder auf dem Feld.
Seit den 1990er-Jahren ist aus der Tradition jedoch ein Geschäftsmodell geworden: Anwerber*innen ziehen auf der Suche nach billigen Arbeitskräften durch die Dörfer und versprechen den Eltern, ihre Kinder hätten in der Stadt oder einem Nachbarland eine bessere Zukunft. Tatsächlich werden die Kinder dann aber zur Arbeit gezwungen, misshandelt, geschlagen und teilweise sexuell ausgebeutet. Sie dürfen keinen Kontakt zu ihren Familien halten und trauen sich nicht, über das Erlebte zu sprechen. Aktuelle repräsentative Zahlen fehlen, da viele Fälle nicht gemeldet werden. Gemäss Unicef waren allein 2007 etwa 40'000 Kinder und Jugendliche im Land Opfer von Kinderhandel, seither dürfte sich das Problem verschärft haben.
Mit dem Projekt Vidomegon hilft Brücke Le Pont, die Bevölkerung über die Gefahren des Kinderhandels zu informieren, Familien in Not zu beraten und betroffene Kinder und Jugendliche wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Benin hat zwar gute Kinderschutzgesetze, doch diese sind wenig bekannt und werden kaum durchgesetzt. Der Staat ist bisher nur in Städten mit Unterstützungsangeboten präsent. Brücke Le Pont und ihre lokale Partnerorganisation Capacités-21 setzen direkt in den Dörfern an und fördern dort den Aufbau von 150 Anlauf- und Beratungsstellen. Hier erhalten Betroffene von Gewalt und Fremdplatzierung Hilfe, um bei den zuständigen Behörden Anzeige zu erstatten, psychologische und medizinische Betreuung zu finden oder zu ihrer Familie zurückzukehren.
Zusätzlich bietet das Projekt Aus- und Weiterbildungen für sogenannte Vermittlerinnen. Diese Frauen gelten in ihren Dörfern als Vertrauenspersonen und intervenieren, wenn sie von Gewaltfällen hören. Sie schlichten Streit und leisten Aufklärungsarbeit, beispielsweise zu sexueller Gesundheit und Kinderheirat. Im ersten Halbjahr 2022 überzeugten die Frauen unter anderem drei Familien, die ihre Mädchen minderjährig verheiraten wollten, ihnen stattdessen eine Ausbildung zu ermöglichen.
Viele Eltern wissen nicht, was die weggegebenen Kinder erleiden. Deshalb sensibilisiert das Projekt mit Radiosendungen, Plakaten, Aufklärungsvideos und Veranstaltungen für die Gefahren und Folgen der Fremdplatzierung. Im Radio teilen auch betroffene Familien ihre Geschichten, um auf das Thema und sein Ausmass aufmerksam zu machen.
Zudem bezieht das Projektteam lokale Mandatsträger*innen und Autoritätspersonen ein: Es bietet auf sie zugeschnittene Weiterbildungen zu Kinderhandel und geschlechtsspezifischer Gewalt und animiert sie dazu, sich dagegen zu engagieren. Dieudonné Loko, Dorfchef von Dahè im Südwesten Benins, spricht etwa an seinen öffentlichen Auftritten über das Thema. Er ist von der Relevanz des Projekts überzeugt:
«Es ist wichtig, dass wir die Bevölkerung für die Gefahren der Fremdplatzierung sensibilisieren, um unsere Kinder zu schützen.»
Zentraler Teil des Projekts ist auch die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die als ehemalige «Vidomegon» in ihre Dörfer zurückgekehrt sind oder als für die Fremdplatzierung gefährdet eingestuft wurden. 500 Kinder und Jugendliche erhalten Schulmaterial und einen Beitrag an ihre Ausbildungskosten, sodass sie ihre Schulausbildung oder eine Lehre absolvieren können. Ausgebildete Vertrauenspersonen schauen regelmässig nach ihrem Wohlergehen.
Um zu identifizieren, welche Kinder Unterstützung benötigen, arbeitet das Projekt mit dem Sozialministerium zusammen. Dieses hat Daten dazu, welche Familien besonders von Armut oder Unterernährung betroffen sind, wer bereits durch staatliche Sozialprogramme unterstützt wird oder welche Kinder nicht zur Schule gehen.
Eine der Hauptursachen für den Kinderhandel bleibt die grosse Armut in Benin. Deshalb unterstützt Brücke Le Pont mit ihrem Programm «Arbeit in Würde» auch diverse Projekte zur Einkommensförderung. Ziel ist, die Armutsursachen zu bekämpfen und Familien langfristig zu stärken. Alle Erziehenden sollen mit ihrer Arbeit genug verdienen, um selbstbestimmt für ihre Kinder sorgen und ihnen bessere Perspektiven bieten zu können.